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Das untergegangene Buchhändlerviertel

Das Buchhändlerhaus um 1903

Über die Jahrhunderte erlangte Leipzig nicht nur als internationaler Messe- und Handelsplatz an Weltgeltung. Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Stadt außerdem zum Mittelpunkt des deutschen Buchhandels. Das Buchhändlerviertel mit seiner Vielzahl an Verlagen, graphischen Betrieben und gewerblichen Bildungseinrichtungen stieg zum größten Verlagsstandort in Deutschland auf. Im Zweiten Weltkrieg fast völlig zerstört, ist das Viertel heute weitgehend aus dem Bewusstsein der Leipziger Bürger verschwunden.  Zahlreiche Zeitzeugenberichte belegen seine stolze Geschichte jedoch bis heute:

Der Johannisplatz mit Johanniskirche

"Die Uhr der Johanniskirche verkündete die sechste Stunde, und wenige Augenblicke später schwoll der Straßenverkehr im Buchhändlerviertel zur Hochflut an: aus all den großen und kleinen graphischen Betrieben strömten ... in Scharen fleißige Angestellte und Arbeiter, mischten sich untereinander, stauten sich an den Haltestellen der Straßenbahnen oder schlenderten in gemächlichem Schritt über den Grimmaischen Steinweg und den Augustusplatz der inneren Stadt zu ... ." Julius R., Haarhaus 1919

Das Verlagshaus Reclam um 1920

„Als ich das erste Mal in Leipzig war, ging ich voller Ehrfurcht an den großen Verlagshäusern vorbei, über deren Toreinfahrten so berühmte Namen wie F.A. Brockhaus, Bernhardt Tauchnitz, Philipp Reclam junior, Breitkopf & Härtl , B.G. Teubner ... Die Gebäude der großen Druckereien und Bindereien umfaßten riesige Häuserblocks ... Die Firmen Brandstetter, Spamer, Bibliographisches Institut, Fikentscher, Enders, Hübel & Denk, Haag-Drugulin und viele andere arbeiteten mit idealer Pünktlichkeit und Exaktheit." Reinhard Piper, München 1950

„Die vorbildliche Organisation des deutschen Buchhandels vor dem ersten Weltkrieg, deren Mechanismus mit der Genauigkeit einer gut geölten Uhr funktioniert ... Leipzig, jene Verflechtung von buchhändlerischen Vereinigungen, Verlagen, Druckereien und Ausbildungsstätten als vollkommenste Buchhandelsorganisation, die es in der Welt gab und wie es sie wahrscheinlich nie wieder geben wird." Stanley Unwin, London 1926

JH