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Loft-Living

Laut Sharon Zukin, dem Autor des Buches Loft Living: Culture and Capital in Urban Change Gewiss werden die Gebäude und Lofts heute vergleichsweise kleiner gebaut, dennoch verfügen sie noch immer über großzügige Raumverhältnisse. In der Regel handelt es sich um fünf- bis zehnstöckige Gebäude[FS3]  mit jeweils 180 bis 900 Quadratmeter pro Etage. Die älteren Lofts waren ausschließlich mit Lastenaufzügen ausgestattet, während die neueren zumeist auch über Fahrstühle verfügen. Die hohen Decken - zwischen 3,5 und 4,5 m - ruhen auf Stützpfeilern oder, bei kleineren Raummaßen, auf Rundbögen.   Die klassischen architektonischen Gestaltungselemente spiegeln die gegen Ende[FS4]  des 19. Jahrhunderts herrschende Vorliebe für die italienische Renaissance wider. Die überwiegend verzierten Pfeiler und Trägerkonstruktionen aus Gusseisen stellten eine bedeutende Innovation in der Entwicklung[FS5]  von Bautechniken bei Industrieanlagen dar. Im Vergleich[FS6]  zu heutigen Gebäudekonstruktionen waren die zum Bau der Lofts verwendeten Materialien solider (Ziegelsteine und Eisen) und von höherer Qualität[FS7]  (in vielen Fällen Fußböden aus Eichenholz und Fenstersimse aus Kupfer). Lofts sind daher repräsentative und attraktive Räumlichkeiten, die sich hervorragend zum Wohnen eignen[FS8] .   Darüber hinaus bieten[FS9]  sie aufgrund ihrer[FS10]  großen Flächen ideale Ausstellungsflächen für raumgreifende Kunstobjekte. Weiterhin ermöglichen[FS11]  sie den Einbau von industriellen Heiz- und Lüftungssystemen sowie luxuriöser Badinstallationen. Lofts stellen geradezu eine Herausforderung dar, mit avantgardistischen Gestaltungskonzepten und Dekorationsideen zu experimentieren. Kurz gesagt: Lofts repräsentieren den Lebensstil zum Ausklang des 20.

Loft-Living in New York
Das berühmte "The Factory" in New York

"The Factory" in New York - Soho zählt zu den berühmtesten Künstler-Lofts

Die spartanische Wohnkultur der Lofts, ohne Heizung und Wasseranschluss wurde zum Bestandteil des Images der Boheme und der progressiven Künstlerszene. Ihre großzügigen Räume boten ausreichend Platz für die Ateliers und Kunstprojekte. Zu den berühmtesten Künstler-Lofts überhaupt gehört "The Factory" in New York - Soho. In diesem silberfarbenen Gebäude wirkte Andy Warhol in den 1960er-Jahren, als er den Höhepunkt seiner künstlerischen Laufbahn erreichte.

Als weitere Gruppe zogen alsbald kommerzielle Nutzer von Galerien, Restaurants, Läden und ähnlichen Einrichtungen nach. Die Loft-Szene begann sich zu einem Gesamtkonzept zu entwickeln. Soho wurde ein Beispiel für eine umgreifende Neustrukturierung und internationales Vorbild für den Stadtumbau. Mit der offiziellen Legalisierung der Lofts als Wohnraum in den 1990er- Jahren ist der halb illegale und improvisierte Lebensstil der Pioniere inzwischen einem kontrollierten Prozess architektonischer Umwandlung gewichen.

In Deutschland, insbesondere in Berlin, wurden Lofts in den 60er-Jahren von der Studentenbewegung als Experimentierfeld für neue Formen des Zusammenlebens populär - vor allem in alten kleineren Fabrikgebäuden, die relativ zentral lagen. Später nutzten viele Freiberufler und Künstler die großen unkonventionellen Räumlichkeiten mit ihren reizvollen architektonischen Reminiszenzen an die Industriegeschichte. Heute sind Lofts nicht nur bei Kreativen beliebt, die darin Beruf und Freizeit miteinander vereinen. Ihre hohen, teilweise zweigeschossigen Räume, die großen transparenten Fensterflächen und die nur visuell voneinander getrennten Bereiche haben sich inzwischen eine feste Fangemeinde an Individualisten erobert.