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Die Löffelfamilie in der "Karli"

Die "Löffelfamilie" ist aus dem bunten Szeneleben der "Südmeile" nicht mehr wegzudenken

Wie kein anderes Leipziger Wahrzeichen steht die bekannte "Löffelfamilie" für das urbane Lebensgefühl der Südvorstadt. Die 45 Quadratmeter große Leuchtreklame befindet sich in der Karl-Liebknecht-Straße 36/ Ecke Shakespearestraße und symbolisiert die bunte Kulturszene der "Südmeile".

Entstanden ist dieses einmalige Lichtensemble Mitte der 70er Jahre, als Werbeeinrichtung für den Suppen- und Konservenhersteller VEB Feinkost. Ein Anachronismus im System der Planwirtschaft und des Staatsmonopols. Denn wer hatte schon die Wahl? Gekauft werden musste, was verfügbar war. Wozu also Werbung?

Eine ganz besondere Geschichte zur die Entstehung der "Löffelfamilie" hält der Leipziger Volksmund parat: demnach geht die Leuchtinstallation auf einen DDR-Besuch des ehemaligen jugoslawischen Präsidenten Josip Broz Tito. Er soll bei einem Treffen mit Erich Honecker das triste Grau der DDR angeprangert haben.

Honecker nahm sich die Kritik zu Herzen und rief die Parteiinitiative "Leipzig - Stadt des Wassers und des Lichts" ins Leben, die dem allgegenwärtigen Grau mit Farbe begegnen sollte. Im Rahmen dieser Kampagne erteilte er den zwei Grafikern Theo Hesselbarth und Jürgen Mau den Auftrag, eine Leuchtreklame für den in der Karl-Liebknecht-Straße ansässigen VEB Feinkost zu entwerfen.

Schnell löffelte sie sich die "Löffelfamilie" in die Herzen der Leipziger und so verwundert es nicht, dass die Abschaltung der animierten Familie unmittelbar nach der Wende und dem Untergang von VEB Feinkost von einem Schrei des Kummers begleitet wurde. Die Leuchtreklame verfiel zunehmend und geriet mehr und mehr in Vergessenheit, obwohl sie 1993 vom Land Sachsen zum Kulturdenkmal erklärt worden war.

1996 wurde dann die "Interessengemeinschaft Löffelfamilie" gegründet und der Studentenclub Moritzbastei, Dominik Brähler vom Kneipenfestival Honky-Tonk und Gerda Viecenz vom Kunstkaufhaus kamen hinzu. Das Schicksal der Löffelfamilie war fortan eine Leipziger Herzensangelegenheit. Die "Löffeltage" im November 1996 waren der Auftakt zu einer einzigartigen Rettungsaktion.

Nach der großzügigen Spende von Dr. Arend Oetker in Höhe von 20.000 DM konnte die Interessengemeinchaft 105 weitere Spenden in unterschiedlicher Höhe auf dem "Löffelkonto" verbuchen. Mit den Einnahmen aus der Löffelfaktion und den 45.000 DM vom Regierungspräsidium standen zu guter Letzt 108.000 DM zur Verfügung, um die Sanierung durchzuführen - ein unglaublicher Erfolg.

Heute ist die Löffelfamilie - trotz hoher Stromkosten und immer wieder anfallenden Reparaturarbeiten - aus dem Szeneleben der "Südmeile" nicht mehr wegzudenken. Für Touristen eher ein Geheimtip, feiern vor der bunten Leuchtreklame viele Leipziger gern ins neue Jahr.

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